An den Ufern des Viktoriasees sind Fischer*innen massiver staatlicher Repression und Gewalt ausgesetzt. Die Regierung Ugandas versucht mutmaßlich, die Kleinfischerei zu verdrängen, um die alleinige Kontrolle über den profitablen und größtenteils in die EU-exportierten Viktoriabarsch zu sichern.
Um den schwindenden Bestand des Viktoriabarsches zu sichern, hat die Regierung Ugandas 2017 die Nutzung engmaschiger Fangnetze verboten. Durch Beifang würden nicht ausgewachsener Viktoriabarsch und eine zu große Anzahl an Futterfischen des Exportschlagers – Viktoriabarsch ist die zweitgrößte Devisenquelle des Landes im Lebensmittelbereich – dem Viktoriasee entnommen. So der von der Regierung angegebene Grund des Verbots.

Es ist unstrittig, dass der Staat nachhaltige Fangmethoden fördern muss. Höchst bedenklich ist jedoch, wenn Kleinfischer*innen, die zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen gehören, zum Sündenbock gemacht und kriminalisiert werden. Denn um das Verbot durchzusetzen, setzt die Regierung auf die Armee: Nächtliche Razzien, Beschlagnahmungen von Fischereiausrüstung, Verhaftungen und körperliche Misshandlungen sind an der Tagesordnung in den Fischereigemeinden. Folter und Mord wurden von Medien berichtet. Insbesondere Frauen sind betroffen – von sexueller Gewalt, Schikanen und Demütigungen. Nicht nur verstößt die Regierung damit gegen ihr eigenes Fischerei- und Aquakulturgesetz, demzufolge das Militär kein Mandat zu dessen Durchsetzung hat. Die Regierung begeht wissentlich etliche Menschenrechtsverletzungen, darunter das Recht auf angemessene Nahrung. Dies steht diametral zu ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen.
Neben den direkten Übergriffen sorgen finanzielle Zwänge für eine stetige Verelendung der Gemeinden. Jede Woche denken sich die Militärs etwas Neues aus, wie sie ihre Macht zu ihren Gunsten nutzen können. Am häufigsten greifen sie auf illegal geforderte Lizenzzahlungen zurück: Für die Nutzung des Sees, die Wege zum Markt oder das Betreiben eines Fischstandes. Gemeinden berichteten FIAN, dass das Militär 50.000 Schilling (ca. 13 Euro) als Erlaubnis zum Fischen wöchentlich pro Person verlange. Dies zusätzlich zu den Steuern, die alle Fischer*innen zahlen müssen, um fischen zu dürfen.

Dies sind kaum zu stemmende Lasten, unter denen ganze Gemeinden zerbrechen. Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit bestimmen den Alltag. Männer verfallen häufig dem Alkohol, junge Männer verlassen in Scharen ihre Dörfer, während Frauen versuchen, die Familien irgendwie finanziell über Wasser zu halten. Schulgebühren können nicht mehr bezahlt werden, wodurch die Bildungschancen der Kinder massiv eingeschränkt sind. Schuldenberge wachsen, da viele gezwungen sind, Kredite mit immer höheren Zinsen aufzunehmen, um überhaupt zu überleben.

Doch Widerstand formiert sich: Organisationen wie FIAN Uganda haben sich erfolgreich für ein Fischereigesetz eingesetzt, das 2023 verabschiedet wurde und die gerechte Nutzung von Fischressourcen, u.a. durch partizipatives Fischereimanagement, sichern soll. FIAN setzt sich gemeinsam mit den Fischer*innen dafür ein, dass dieses Gesetz nun endlich umgesetzt wird.
Die Stimmen aus den betroffenen Gemeinden sind unmissverständlich: Sie fordern ein Ende der militärischen Repressionen und die Rückgabe ihrer Selbstbestimmung. Nur so können sie ihre Zukunft wieder selbst in die Hand nehmen und eine nachhaltige Fischerei betreiben, die sowohl ihre Lebensgrundlage sichert als auch die natürlichen Ressourcen schützt!
Auch Sie können dazu beitragen die Rechte der Fischer*innen am Viktoriasee zu stärken. Spenden Sie an FIAN, damit wir weiterhin Druck auf die Verantwortlichen ausüben können.
So stärken Sie das Recht auf Nahrung weiter:
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