Die Maasai International Solidarity Alliance (MISA) – zu deren Mitgliedern die Menschenrechtsorganisationen FIAN und Gesellschaft für bedrohte Völker gehören – setzt sich für die Verteidigung der Menschen- und Landrechte der Maasai im Norden Tansanias ein. In einem heute veröffentlichten Statement an Volkswagen fordert MISA das Unternehmen erneut dazu auf, sich von Kohlenstoffprojekten im Norden Tansanias zu distanzieren. Diese bedrohen laut den Organisationen die dort ansässigen indigenen Maasai-Gemeinschaften.
Projekte auf Basis zweifelhafter wissenschaftlicher Untersuchungen
Volkswagen ist der Hauptinvestor des „Longido and Monduli Rangelands Carbon Project“, das durch geänderte Weideflächennutzung zusätzlichen Kohlenstoff im Boden speichern und somit Kohlenstoff-Emissionen kompensieren soll. In einem im März 2025 veröffentlichten Forschungsbericht hat MISA die Auswirkungen des Kohlenstoffprojekts auf die Maasai untersucht und VW anschließend mit den schwerwiegenden Umwelt- und Menschenrechtsbedenken konfrontiert. „Für die Maasai stellt das Projekt eine erhebliche Bedrohung für ihr Überleben dar. Sie verlieren zunehmend die Kontrolle über ihr traditionelles Weideland. Das Projekt basiert zudem auf zweifelhaften wissenschaftlichen Erkenntnissen, die derzeit nicht überprüfbar sind. Für Käufer von Kohlenstoffgutschriften stellen sie daher eine unzuverlässige Investition dar. Trotz dieser Bedenken treibt Volkswagen das Projekt weiter voran“, kritisiert GfbV-Referentin Laura Mahler.
Klimaschutzprojekte stellen eine Bedrohung für indigene Maasai-Gemeinschaften dar
Die nomadisch-lebende Volksgruppe der Maasai sorgt seit Jahrhunderten für die Nachhaltigkeit und Biodiversität der Weideflächen und für ihre eigenen Lebensgrundlagen. „Die Maasai wollen nicht von einem internationalen Unternehmen im fernen Globalen Norden verwaltet werden“, mahnt Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. Die Bedrohung für die Massai steht auch vor dem Hintergrund eines sich verschlechternden politischen Umfelds in Tansania. Im Namen der Wirtschaft und auf Kosten der Menschenrechte unterdrückt die tansanische Regierung gewaltsam die Maasai, politische Gegner und Menschenrechtsverteidiger. „Erst dieses Jahr wurde Tansania vom Freedom House auf „nicht frei“ herabgestuft mit der Begründung, dass Wählerregistrierungen von Maasai-Bürgern im Rahmen einer repressiven Kampagne geändert wurden“, so Herre weiter.
VW wird aufgefordert, sich von Projekten zu distanzieren
MISA fordert Volkswagen erneut auf, alle Kohlenstoffprojekte auf den Weideflächen der Viehzüchter im Norden Tansanias für fünf Jahre zu stoppen und sich öffentlich von seinem Partner vor Ort, Soils for the Future Tanzania (SftFTZ), zu distanzieren. Der Zweck des fünfjährigen Moratoriums besteht darin, die freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC) aller betroffenen Massai-Gemeinschaften sicherzustellen, bevor vierzigjährige Verträge mit SftFTZ abgeschlossen werden. „Volkswagen spielt in seiner intensiven Fortführung des Projekts mit dem Überleben eines Volkes, dessen Lebensweise bereits durch seine eigene Regierung und ausbeuterische ausländische Akteure stark beeinträchtigt wird“, betont Roman Herre.
Hier zum Statement an Volkswagen – Es wurde Volkswagen zur Kommentierung vorgelegt und daraufhin leicht angepasst:
http://afsafrica.org/wp-content/uploads/2025/07/volkswagen-counterstatement-rev2.pdf
Hier zum MISA-Bericht vom März 2025:
https://afsafrica.org/wp-content/uploads/2025/03/misa-carbon-report-full-eng.pdf
Pressekontakte:
Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland, r.herre@fian.de, 0221-47449113
Laura Mahler, GfbV-Referentin für Subsahara Afrika, l.mahler@gfbv.de, 03051 / 695825-3