Volkswagens Kohlenstoffprojekt in Tansania läuft weiter – trotz lokaler Forderungen nach einem Stopp
Volkswagens Absage an ein Treffen mit Maasai-Vertretern in Deutschland stößt bei Menschenrechtsorganisationen auf Kritik
Die indigenen Maasai in Tansania sind bedroht – und Volkswagen trägt dazu bei. Der Konzern investiert in ein eine-Millionen-Hektar großes Kohlenstoffprojekt, das die Lebensgrundlage und die Menschenrechte der Maasai sowie ihr traditionelles Wissen und ihre kulturelle Identität gefährdet. „Als größter deutscher Autobauer steht Volkswagen in der Pflicht, Menschenrechtsstandards auch jenseits der Landesgrenzen einzuhalten“, kritisiert MISA (Maasai International Solidarity Alliance), ein internationales Netzwerk von Maasai und ihren Verbündeten, zu dem auch die GfbV und FIAN gehören. Mit solchen Kohlenstoffprojekten will der Autobauer seine Klimabilanz aufpolieren, befeuert aber Korruption sowie Konflikte um Land und natürliche Ressourcen.
Bereits im März 2025 forderte MISA nach intensiven Recherchen und Gesprächen mit lokalen Gemeinden die Aussetzung aller Emissionsprojekte in der Region Loliondo und Ngorongoro. Diese Forderung blieb bislang von Volkswagen ignoriert. Auch Gesprächsangebote der Maasai, welche ab dem 14. September 2025 durch Europa reisen werden, lehnte Volkswagen trotz wiederholter Anfragen ab. Ziel der Delegationsreise ist es, auf anhaltende Landkonflikte, Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen in Tansania und die Beteiligung europäischer Unternehmen aufmerksam zu machen. MISA kritisiert die Entscheidung von VW scharf: „Volkswagen darf die Stimmen der betroffenen Gemeinden nicht länger ignorieren – Verantwortung macht nicht an den Grenzen Deutschlands Halt.“ Die Maasai-Delegation wird den Aufruf zum Stopp der Kohlenstoffprojekte in ihren Treffen mit Politikern und Ministerien weiterhin vorbringen.
Zeitplan der Delegationsreise
Nach dem Start der Reise in Wien wird die Delegation über Frankfurt am Main (Ankunft am 17. September), Hofgeismar (Ankunft am 19. September), Berlin (Ankunft am 21. September), Köln (Ankunft am 24. September) und Brüssel (Ankunft am 25. September) reisen und ihre Europareise schließlich vom 1. bis 3. Oktober in Paris beenden.

Die Delegation besteht aus Joseph Oleshangay (Maasai-Menschenrechtsanwalt und Aktivist), Nkasiogi Lekakeny (Maasai-Frau aus Ngorongoro) und Naipanoi Ntutu (Maasai-Jugend-Vertreterin aus Loliondo). Während der Reise werden sie insbesondere folgende Themen ansprechen:
- Landkonflikte und Vertreibungen der Maasai im Namen von Tourismus und Naturschutz, sowie die Rolle der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, des WWF, nationaler Regierungen, der EU sowie der UNESCO
- Bedrohungen der Rechte Indigener Völker durch Bodenkohlenstoffprojekte und die Verantwortung der beteiligten Unternehmen (Soils for the Future, Carbon Solve, Volkswagen, Verra und The Nature Conservancy) sowie Änderungen in der Gesetzgebung der EU zum Klimagesetz
- Repressionen durch die tansanische Regierung und ihre Folgen für die Massai-Gemeinschaften
- Die Vision der Massai zum Naturschutz und dessen Beitrag zum Lebensunterhalt der Massai sowie zu Klima- und Biodiversitätsstrategien
Hinweis für Medienschaffende: Wir laden Journalistinnen und Journalisten herzlich ein, Vertreter der Massai-Delegation während ihrer Reise durch Europa zu treffen. Interviews und Hintergrundgespräche sind nach Vereinbarung möglich. Der direkte Dialog bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Perspektiven der Betroffenen kennenzulernen und sie in die öffentliche Debatte einzubringen.
MISA-Kohlenstoffbericht (einschließlich einer kurzen deutschen Version) hier:
Austausch mit VW hier:
Ansprechpartner für Rückfragen und Interviewanfragen:
FIAN: Roman Herre; r.herre@fian.de; 01520-7067302
GfbV: Sarah Neumeyer; presse@gfbv.de; 0551-49906-21