Um ihre Lohnforderungen durchzusetzen, hatten 32 Arbeiterinnen und Arbeiter der Kaffeefinca Nueva Florencia im März 1997 eine Gewerkschaft gegründet. Daraufhin wurden sie entlassen und verloren das Einkommen, das sie zur Ernährung brauchten. Mit Unterstützung von FIAN erhielten einige Betroffene nach 14 Jahren Kampf im Dezember 2011 endlich eine kleine Entschädigung.

Am 17. März 1997 gründeten die Arbeiterinnen und Arbeiter der Kaffeefinca Nueva Florencia eine Gewerkschaft. Der aktuelle Mindestlohn war so gering, dass er nicht einmal die Hälfte der grundlegenden Lebenshaltungskosten einer Familie abdeckte. Frauen erhielten für dieselbe Arbeit nur die Hälfte des Lohns der Männer, mitarbeitende Kinder gar nichts. Zwei Tage nach Gründung der Gewerkschaft wurden sie widerrechtlich entlassen. Das Unternehmen übermittelte ihre Namen an die anderen Plantagen der Region, so dass sie auch dort nicht eingestellt wurden.
Ein Arbeitsgericht entschied im Juni 1998, dass die Menschen wieder eingestellt und die entgangenen Löhne sofort ausgezahlt werden mussten. Aber es passierte nichts. Internationaler Druck, unter anderem durch eine FIAN-Eilaktion im Februar 1999, führte zu einem ersten Erfolg: Der Oberste Gerichtshof Guatemalas gab den Arbeiter*innen Anfang 2000 Recht. Die Umsetzung des Urteils wurde aber vom Besitzer der Finca, der Präsidentenfamilie Bruderer-Berger, verweigert.
Bei einem Besuch einer FIAN-Delegation bei den Kaffeepflückern zu Ostern 2001 wurde von vielfachen Schikanen berichtet: Abfackeln von Häusern, Ausschluss der Kinder vom Schulbesuch, Verweigerung von Impfungen, Zerstörung der dörflichen Maismühle, Vernichtung der Gärten. Hunger war die Folge. Nur durch Hilfe der Landpastorale hatten sie überlebt.
Der Sprecher der Gruppe, Eswin Lopez, berichtete 2007 auf Einladung von FIAN den Abgeordneten des EU-Parlaments und in Marl über die Situation. Zwischenzeitliche Hoffnungen wurden immer wieder zunichte gemacht. Gedungene Pistoleros schossen über die Dächer, das Haus von Eswin Lopez wurde niedergebrannt. Viele Familien waren auf der Suche nach Arbeit inzwischen weggezogen. Die erneute Zuspitzung der Situation veranlasste FIAN zu einer neuen Eilaktion 2009.


Der eingeschaltete Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe (SPD) aus Recklinghausen führte 2010 bei einer Dienstreise nach Guatemala Gespräche auf höchster politischer Ebene und besuchte auch Eswin. Nach weiterer Missachtung des Rechts durch die Eigentümer der Finca sah Präsident Colóm nur eine Möglichkeit den Fall abzuschließen: Der Staat selbst übernahm die Pflichten der Rechtsbrüchigen, um die Reputation des Staates zu wahren. Nach langen Verhandlungen mit den beauftragten Behörden wurde den Kaffeepflückern als Entschädigung für entgangenes Recht ein gemeinsames Stück Land übereignet.
Am 1. Dezember 2011 wurden den acht verbliebenen Kaffeepflückern die Besitzurkunden übergeben. Über 14 Jahre Kampf führten endlich zu einem kleinen Erfolg.