Kaffee mit dem Geschmack der Vertreibung

Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee mehr als 4.000 Menschen aus vier Dörfern, weil die Regierung deren Land an die Kaweri Kaffee-Plantage verpachtet hat. Kaweri ist eine Tochterfirma der Neumann Kaffee Gruppe in Hamburg.

Das Gerichtsverfahren im Fall Kaweri:

Bis heute wurden die Vertriebenen nicht entschädigt. Doch sie fordern ihre Rechte ein. Im August 2002 haben sie die ugandische Regierung und die Kaweri Kaffee Plantage verklagt.

Das Gerichtsverfahren wurde nach allen Regeln der Kunst verschleppt. Nach elf Jahren sprach das zuständige Gericht am 28. März 2013 das erste Urteil – zugunsten der Vertriebenen. Jedoch ohne das Unternehmen zu den geforderten angemessenen Entschädigungen zu belangen.

Trotz gerichtlicher Einigung bisher keine Entschädigung

Die Vertriebenen der Kaffeeplantage der Neumann Kaffee Gruppe in Uganda haben weiterhin keine Gewissheit, ob sie für den Verlust ihres Besitzes entschädigt werden. 258 der ursprünglich 401 Kläger*innen haben 2021 das Angebot der ugandischen Staatsanwaltschaft angenommen, sie mit 2001 berechneten (sehr geringen) Beträgen für den Verlust ihres Besitzes zu entschädigen und eine Pauschale für die Verfahrenskosten auszuzahlen.

Im Februar 2021 hat der zuständige Richter diese Übereinkunft in Kraft gesetzt. Gemäß seiner Verfüfgung hätte der Staat die Entschädigung bis zum 30. Juni 2021 überweisen müssen. Dies hat er jedoch weder getan, noch hat er sich dazu geäußert.

Die 285 Familien befürchten, dass der ugandische Staat der richterlichen Anordnung nicht folgen wird und haben FIAN um Unterstützung gebeten. Wir wenden uns direkt an die Regierung um Aufmerksam zu machen.

In der Presse:

der Freitag – Uganda: Deutscher Gourmet-Kaffee aus Afrika hat einen fatalen Beigeschmack (2023)

taz – Landgrabbing in Uganda: Urteil besser spät als nie (2023)

Unsere Petition an die ugandische Staatsanwaltschaft

27. Februar 2023:

Betroffene übergeben die FIAN-Petition an die ugandische Staatsanwaltschaft.

Wir sind heute den weiten Weg aus Mubende angereist, um Gerechtigkeit einzufordern. Die Staatsanwaltschaft hat uns vor einem Jahr verbindlich Entschädigung zugesagt. Aber bis heute haben wir sie nicht erhalten.“ – Sewanyana Tadeo.

>> hier mehr dazu lesen

Unerwartete Erfolge:

Die Menschen aus Mubende bestehen auf ihr Recht und bleiben beharrlich. Und obwohl bis heute keine Gerechtigkeit eingetroffen ist, sehen die Betroffenen schon positive Auswirkungen des Gerichtsverfahrens:

Rehema Namaganda, FIAN Uganda:
„Das Gerichtsverfahren in Kaweeri ist unter Investoren sehr bekannt und hat viele weitere Zwangsräumungen verhindert.“

Peter Kayiira, Lehrer und Sprecher der Gemeinden in Mugende:
„Anfang 2001, noch vor der Räumung, hatten wir gehört, dass die Regierung plant, Mubende zu einem Produktionskorridor zu machen, weil es dort sehr fruchtbares Land gibt. Viele Dörfer waren kartiert worden, um an verschiedene Investoren vergeben zu werden. All das wurde nun wegen dieses Gerichtsverfahrens auf Eis gelegt. Unabhängig davon, wann wir diesen Fall gewinnen oder wann er abgeschlossen wird, haben wir bereits so viel gewonnen, indem wir so viele Dörfer vor ähnlichen Vertreibungen bewahrt haben. Die Investoren wissen, dass es keinen Menschen gibt, der zu arm oder zu klein ist, um ihn einfach so zu vertreiben, wie er will. Ja, der Fall hat sich verzögert, es ist 20 Jahre her, dass wir vertrieben wurden. Aber das zeigt auch Stärken. Dass die Menschen seit 20 Jahren konsequent nach Gerechtigkeit streben.“

Dokumentationen zum Fall Kaweri:

  1. Der Journalist Michael Enger hat 2019 einen Dokumentarfilm über die Vertreibung und ihre Folgen gedreht: „Bitterer Kaffee: Uganda – Bauern kämpfen um ihr Land“  wurde im Mai 2020 im TV-Sender Phoenix ausgestrahlt.
  2. Eine Vorgängrversion (2017/Deutsche Welle) des Dokumentarfilms „Coffee to go – Mit dem Geschmack der Vertreibung“ sehen Sie auch hier: Deutsch Englisch / Spanisch.
  3. Am 11. August 2021 beteiligte sich FIAN bei der Veranstaltung „20 Jahre Vertreibung zugunsten der Neumann-Plantage in Uganda“. Unter anderem gab es eine Einführung von FIAN-Referentin Getrud Falk und eine Live-Schaltung zu Peter Kayiira als Sprecher der Vertriebenen in Uganda. Hier finden Sie die Aufzeichnung der Veranstaltung:

FIAN wird auch nicht nachgeben. Wir werden die Vertriebenen der Kaweri Coffee Plantation in Mubende weiterhin in ihrem Kampf um Gerechtigkeit unterstützen. Die Verantwortlichen und Nutznießer*innen dieser Menschenrechtsverletzungen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, sowie angemessene und effektive Wiedergutmachung leisten.

So können Sie das Recht auf Nahrung stärken:

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