In unsere Veranstaltungsreihe „Lateinamerika, was geht?“ möchten wir an vier Terminen verschiedene widerständige Bewegungen, Personen und Perspektiven aus Lateinamerika kennen lernen.
Wie sieht der Kampf für Menschenrechte und Selbstbestimmung im Kontext von staatlicher Gewalt, organisierter Kriminalität und Exktraktivismus in Lateinamerika heute aus?
Was hat er mit uns zu tun?
Was können wir von lateinamerikanischen Kämpfen lernen und wie können wir sie von hier unterstützen?
Um diese Fragen zu beantworten, schauen wir uns Geschichten aus Ecuador, Brasilien und Kolumbien an: Geschichten vom Umgang mit zunehmendem Narcotráfico und Extraktivismus in Ecuador, Geschichten von Kämpfen kolombianischer Fischer:innen gegen Umweltzerstörungen, Geschichten vom Aufleben des schwarzen Feminismus in den brasilianischen Favelas.
Geschichten voller Mut und Stärke.
Wir freuen uns darauf, mit euch zusammen zuzuhören und zu diskutieren!
16.05.2024 Ecuador – Was geht?
Ort: Allerweltshaus, Geisselstr. 3-5, 50823 Köln
Narcokutur in Ecuador – Filmvorführung “El Pescador” und Diskussion
Ecuador galt lange Zeit als „Insel des Friedens“ in Lateinamerika. Die Kriminalität war vergleichsweise niedrig und es gab keine gewalttätigen Militärdiktaturen. Die politischen Prozesse in Ecuador machten zwar immer wieder Schlagzeilen, aber durchaus nicht nur negative (z. B. Buen vivir oder Schuldenerlass für Yasuní). Diese Situation hat sich innerhalb weniger Jahre verändert. War die Mordrate auf 100.000 Einwohner im Jahre 2016 noch bei ca. 6, führt sie im Jahre 2023 mit über 40 fast die gesamte westliche Hemisphäre an (Vergleich Deutschland: 0,7). Innerhalb des letzten halben Jahres hat es Ecuador durch Morde an Präsidentschatskandidaten, Staatsanwälten und Journalisten, Gefängnisaufständen, sowie einer spektakulären Geiselnahmen in einem Fernsehstudio in die internationalen Nachrichtenagenturen „geschafft“.
Wie konnte es dazu kommen?
Dieser Frage werden wir in der ersten und der letzten Veranstaltung der Reihe nachgehen. Am 16.05. wird uns der Spielfilm „El Pescador“ mit auf die Reise nehmen und uns anhand einer skurrilen Geschichte den ecuadorianischen Alltag, aber auch die Narcocultura näherbringen. In der anschließenden Diskussion mit Pablo vom Cine Club des Allerweltauses beleuchten wir die ecuadorianische Wirklichkeit und den Anfang der Prozesse, die zur heutigen Situation führten.
03.06.2024 Brasilien – Was geht?
Ort: Allerweltshaus, Geisselstr. 3-5, 50823 Köln
Schwarzer Feminismus in Brasilianischen Favelas
Im zweiten Teil unserer Veranstaltungsreihe schauen wir uns gemeinsamen mit der Aktivistin und Pädagogin Janete Nazareth Guilherme Perspektiven auf schwarzen Feminismus aus den brasilianischen Favelas an.
Wir diskutieren über die Kämpfe schwarzer brasilianischer Frauen gegen Rassismus, Ausbeutung, Armut und häusliche Gewalt und lernen, wie diese im Zusammenhang mit Kämpfen für einkommenschaffende Maßnahmen, Solidarökonomie und Selbstempowerment stehen. Was führt diese Kämpfe zum Erfolg und wie können wir sie durch unsere Solidarität unterstützen?
Janete Nazareth Guilherme leitet das Coletivo Mulheres de Salgueiro (Frauen-Kollektiv von Salgueiro). Es besteht aus neun Favelas (Salgueiro, Fazenda dos Mineiros, Itaoca (eine Insel), Itaúna, Barra das Palmeiras, Recanto da Acácias, Luiz Caçador, Conjunto da PM und Conjunto da Marinha) im Bundesstaat Rio de Janeiro.
Lutz Taufer, der für den Weltfriedensdienst über 10 Jahre in Favelas gearbeitet hat, hat sie dort kennengelernt und wird sie bei ihrer Reise begleiten. Er wird die Veranstaltung moderieren.
Die Reise selbst ist von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt www.stiftungmunda.de , der Informationsstelle Lateinamerika ila, dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Lateinamerika FDCL , dem Buchladen Schwarze Risse in Berlin und dem Weltfriedensdienst WFD gefördert.
12.06.2024 Kolumbien – Was geht?
Ort: Allerweltshaus, Geisselstr. 3-5, 50823 Köln
Umweltschutz unter Lebensgefahr
Die diesjährige Preisträgerin des Amnesty International Menschenrechtspreis, Yuly Velásquez, erzählt von ihrer Arbeit als Umweltschützerin in Kolumbien. Sie ist Teil von FEDEPESAN, ein lokaler Verband für traditionelle Fischerei und Umweltschutz in einer tropischen Flussregion in Zentral-Kolumbien. Durch Abfälle und Öllecks einer großen staatlichen Raffinerie ist die Lebensgrundlage der Menschen dort bedroht. FEDEPESAN dokumentiert die Zerstörung, organisiert Protestaktionen, betreibt Lobbyarbeit und klagt gegen Behörden und Unternehmen. Wegen ihres Einsatzes für Mensch und Natur werden die Fischer*innen seit Jahren bedroht und angegriffen. Aber trotzdem machen sie weiter.
19.06. 2024 Ecuador – Was geht (uns das an)?
Ort: Allerweltshaus, Geisselstr. 3-5, 50823 Köln
Verflechtungen einer Krise. Andere Perspektiven auf den bewaffneten Konflikt in Ecuador
Im letzten Teil unserer Veranstaltungsreihe schließen wir an die Filmvorführung von „El Pescador“ an und beschäftigen uns in einem Podiumsgespräch erneut mit der aktuellen Situation in Ecuador.
Wir analysieren:
- wo die Wurzeln der sozioökonomischen Krise liegen
- wie Ecuadors Institutionen systematisch destabilisiert wurden
- was die Gewalt mit globalen Verschiebungen im Drogenhandel zu tun hat
- wie sich die Krise auf den Alltag der Menschen auswirkt
- welche Zukunftsperspektiven es gibt.
Mit: Paulina Méndez, Doktorandin an der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn
und Pablo Campos, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim SÜDWIND Institut
Moderiert von Mirjana Jandik, Redakteurin des Lateinamerikamagazins ila