In einer heute veröffentlichten Studie stellt die Menschenrechtsorganisation FIAN dar, wie Deutschland durch die Unterstützung der Sangaredi-Mine der Compagnie des Bauxites de Guinée (CBG) in Guinea zu Menschenrechtsverletzungen beiträgt. Die Studie basiert auf einer Recherchereise, während der ein FIAN-Team Interviews in zehn Dörfern im Einzugsgebiet der Mine geführt hat. Die deutsche Regierung hat einen millionenschweren Kredit der ING Di-Ba für den Ausbau der Bauxitmine versichert, um die Versorgung der deutschen Industrie mit Aluminium zu sichern. Auch die Weltbank gehört zu den Kreditgebern.
Seit 2016 verstärkt die CBG mit Hilfe von internationalen Krediten den Bauxitabbau in der Nähe der Stadt Sangaredi im Nordwesten Guineas. In der Konzession des Unternehmens liegen 20 Dörfer. „Die Mine hat wesentliche Wasserressourcen sowie das Ackerland der betroffenen Dörfer zerstört und der Bevölkerung dadurch ihre Lebensgrundlage geraubt. Viele Betroffene können sich deswegen nicht mehr ausreichend ernähren“, schildert FIAN-Referentin Gertrud Falk die Situation vor Ort.
Die CBG sprengt Bauxit aus dem Boden, was große Mengen Staub und Bodenerschütterungen erzeugt. Die Bevölkerung und die Ökosysteme in der Nähe werden dadurch schwerwiegend geschädigt. „Viele Menschen klagen über Atemwegsbeschwerden. Viele Pflanzen verkümmern. Durch die Bodenerschütterungen bekommen Häuserwände Risse und kollabieren mitunter. Tiere laufen davon“, ergänzt Falk. „Die Menschenrechte der Betroffenen auf Wasser, Nahrung, Gesundheit und Wohnen werden in großem Ausmaß verletzt.“ Diese und weitere Menschenrechtsverletzungen sind in der 64-seitigen Studie detailliert dokumentiert.
Im internationalen Banken-Konsortium hat die ING Di-Ba der CBG für den Ausbau der Sangaredi-Mine den größten Einzelkredit in Höhe von 248 Millionen Euro beigesteuert. Die Bundesregierung hat den Kredit inklusive Zinsen im Rahmen ihrer Außenwirtschaftsförderung versichert, obwohl Expert*innen dem Projekt zuvor ein sehr hohes Risiko für die Verletzung von Menschenrechten und Umweltschäden attestiert hatte. „Anhand von diesem Kredit wird deutlich, warum der Finanzsektor zur Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen seiner Geldempfänger gezogen werden muss,“ fordert Falk. Im vergangenen Jahr war durch eine Intervention von FIAN die akute Verschmutzung eines Flusses mit Bauxitschlamm gestoppt worden.
Die CBG gehört zu 49 Prozent dem guineischen Staat und zu 51 Prozent dem Unternehmen Halco Mining, das wiederum den drei multinationalen Bergbaukonzernen Alcoa, Rio Tinto und Dadco gehört. Dadco betreibt in Stade die einzige Aluminiumschmelze Deutschlands. Aluminium wird vor allem für den Fahrzeugbau sowie im Energie-, Verpackungs- und Bausektor benötigt. Die Studie beschreibt auch die politische und wirtschaftliche Entwicklung von Guinea sowie die Menschenrechtslage im Land. FIAN richtet konkrete Empfehlungen zum Schutz der Menschenrechte an die deutsche und die guineische Regierung.
Die vollständige Studie hier abrufen
Weitere Informationen zum Sangaredi-Fall: www.fian.de/was-wir-machen/fallarbeit/sangaredi-guinea
Kontakt: Gertrud Falk, E-Mail: g.falk@fian.de , Tel. 0151 56996278