Ernährungsarmut in Deutschland
- Hunger: nur ein Problem von Entwicklungsländern? Nicht ganz: Auch in den „reichen“ Industrieländern leben laut der UN-Welternährungsorganisation FAO inzwischen 15 Millionen chronisch Unterernährte. Chronische Unterernährung ist in Deutschland zwar selten, dennoch kann man auch hierzulande von einer Rückkehr von Ernährungsarmut sprechen. Immer mehr Menschen in Deutschland sind nicht mehr in der Lage, sich angemessen und in Würde zu ernähren, wie es das Menschenrecht auf Nahrung verlangt. Dies bezeugen nicht zuletzt die zahlreichen Tafeln mit ihren langen Warteschlangen.
Zu den besonders betroffenen Gruppen gehören Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen müssen, aber auch Flüchtlinge und ältere Menschen in Pflegeheimen. In einer viel beachteten Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund aus dem Jahr 2007 wurde nachgewiesen, dass die Sozialleistungen für Kinder aus einkommensarmen Familien für eine gesunde und ausgewogene Ernährung nicht ausreichen; selbst dann nicht, wenn die Eltern in Discountern und Supermärkten sorgfältig die Preise vergleichen.
Seitdem hat sich zwar die Berechnungsgrundlage der Regelsätze geändert, die Höhe muss aber nach wie vor als unzureichend angesehen werden. Die Ursachen für Ernährungsarmut und Hunger sind jedoch nicht nur durch niedrige Sozialleistungen zu erklären. Gerade weil die Erfüllung des Rechts auf Nahrung mehr verlangt als Essenspakete und Suppenküchen, rückt die Situation in Deutschland zunehmend in den Fokus. Es geht auch um die Frage sozialer und kultureller Ausgrenzung.
In einer Studie von 2012 hat FIAN eine erste Bestandsaufnahme der tatsächliche Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung in Deutschland dargestellt. Diese kann als Grundlage für Diskussion über die menschenrechtliche Dimension des Sozalstaates dienen. Darüberhinaus, hat FIAN 2013 aktiv die Aktivitäten des Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln begleitet, unter anderem durch eine Veranstaltung beim UN Menschenrechtsrat in Genf.